Dutzende von Wissenschaftlern mit Sitz in der Schweiz haben diese Woche ein Schreiben der Europäischen Union erhalten, in dem diejenigen, die sich um ein Stipendium beworben haben, aufgefordert werden, das Land zu wechseln. Eine der Folgen des Ausschlusses der Schweiz aus dem europäischen «Horizon»-Programm, auf den die Union umgehend reagierte.
Das teilte der deutschsprachige Tages-Anzeiger am Samstagmorgen mit. Dutzende Forschende in der ganzen Schweiz haben eine unterzeichnete E-Mail aus Brüssel erhalten, in der ihnen mitgeteilt wird, dass die einzige Möglichkeit, ein europäisches Stipendium zu erhalten, darin besteht, sich in einer Institution innerhalb der „Europäischen Union“ niederzulassen.
In dem Schreiben heißt es, dass „Hauptprüfer in der Bewilligungsphase beantragen können, dass eine in der Schweiz ansässige Gastinstitution durch eine in einem für den Antrag in Frage kommenden Land ansässige Gastinstitution ersetzt wird“.
Darin spiegelt sich eine weitere Folge des Ausschlusses der Schweiz aus dem europäischen Forschungsprogramm „Horizon“ nach dem Scheitern der Verhandlungen über das Rahmenabkommen wider.
Der Bund zahlt die Stipendien
An der Universität Freiburg beispielsweise ist mindestens ein Forscher beteiligt. Diese Situation beunruhigt ihre Chefin Astrid Ebene. „Heute ist unsere Angst zu einem Massenexodus einiger ambitionierter Forscher geworden, die ihre Forschung in Zusammenarbeit mit ihren europäischen Kollegen fortsetzen wollen“, erklärt sie.
Die Gewerkschaft reagierte jedoch am Dienstag sofort, indem sie den Wissenschaftlern mitteilte, dass sie Stipendien zahlen werde, die die EU nicht hatte. Doch dieser Hilfsweg reiche nicht, meint Nationalratsabgeordneter Simon de Montmoulin (PLR/GE). „Es geht nicht nur ums Geld“, sagt sie, „eigentlich sind es alle diese europäischen Programme, es ist die Kooperation, die aus diesen internationalen Projekten hervorgeht, die es der Schweiz ermöglicht, sich der ganzen internationalen Forschung zu öffnen.“
Der Senior Vice President seinerseits, der sich aktiv dafür eingesetzt hat, die Verhandlungen über das Rahmenabkommen zu stoppen, hat es richtig gemacht. „Es ist vor allem ein Zustand der Unsicherheit. Auf dieser Ebene verstehe ich die Forscher voll und ganz“, räumt US-Kanzler Hannes Germann (UDC/SH) ein. Aber ich bin überzeugt, dass wir die Rahmenbedingungen für eine Lösung haben.“
Die Schweiz bleibt wichtig für die Europäische Union
Dennoch bleibt die Schweiz in der Welt der europäischen Forschung wichtig, und die EU scheint nicht bereit, ganz darauf zu verzichten. Brüssel hat diese Woche beispielsweise die Gewinner einer Ausschreibung für Forschungsprojekte zu Coronavirus-Varianten bekannt gegeben. Von den 11 ausgewählten Projekten sind jedoch zwei führende Schweizer Wissenschaftler.
Theoretisch hat die Schweiz jedoch kein Recht mehr, ein Forschungsprojekt durchzuführen. Bei Kontaktaufnahme gibt die Europäische Kommission bekannt, dass sie sich das Recht vorbehält, ausserordentliche Ausschreibungen für Projekte in der Schweiz zu eröffnen.
>> Erklärungen der RTS-Korrespondentin in Brüssel, Isabel Ory, um 19:30 Uhr:
Im vergangenen Jahr haben rund 60 Forschende in der Schweiz von einem Single European Grant (CER) profitiert. Seit 2014 hat die Schweiz aus diesen international anerkannten Zuschüssen knapp 1 Milliarde Franken erhalten.
Julian Guillaume / Job
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