Dieser Artikel stammt aus Science et Avenir – Les Indispensables, Ausgabe 206, vom Juli/September 2021.
Sylvie Catelin ist Dozentin für Informations- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines. Sie beantwortete Fragen von Wissenschaft und Zukunft.
Science et Avenir: Alexander Fleming soll zufällig Penicillin entdeckt haben…
Sylvie Catelyn: In einem am 4. Juli 1949 in der New York Times veröffentlichten Artikel erklärte Fleming, dass „Große Entdeckungen wurden oft von Forschern gemacht, denen es freisteht, den Beweisen zu folgen, die durch Zufall oder Glück im Labor angeboten werden.Für Fleming aber dient die Betonung des Zufalls vor allem der Verteidigung des Freiheitsraums der Wissenschaftler, denn Grundlagenforschung können wir ebenso wenig planen wie Kunst oder Literatur programmieren. Tatsächlich reicht Glück nicht aus, es ist nur der Anfang eines Ziels. „Nur der Zufall begünstigt vorbereitete KöpfeOhne Empfänglichkeit und ohne Flemings Interesse an natürlichen antibakteriellen Substanzen hätte es keinen Zufall*, keine Entdeckung gegeben“, sagte Pasteur.
Wie definieren Sie diesen Zufall?
Dieser neue Begriff wurde 1754 vom englischen Schriftsteller Horace Walpole aus einer orientalischen Geschichte gebildet, die die Prinzen von Serendip (der alte Name von Sri Lanka) darstellt, denen die Fähigkeit zugeschrieben wird, Vorstellungskraft und Argumentation zu kombinieren. Im Alltag ist es die Fähigkeit zu verstehen und zu interpretieren, was uns unerwartet präsentiert wird. In der Wissenschaft die Kunst des Entdeckens, indem man auf Überraschungen achtet, indem man sich eine relevante Erklärung vorstellt, bevor sie durch die wissenschaftliche Methode bewiesen wird. Dieses phantasievolle Denken ist die einzige Denkform, die neues Wissen bringen kann, denn es ist nicht nur logisch, sondern erfordert ein hohes Maß an Subjektivität.
Ist es dieser Teil der Subjektivität, der es der Wissenschaft ermöglicht, innovativ zu sein?
Sich überraschen zu lassen bedeutet, Wissen, theoretische Annahmen oder Ideen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft geteilt werden, in Frage zu stellen. Die Geschichte zeigt jedoch, dass man, um Entdeckungen zu machen, von dem bereits Bekannten abweichen muss. Serendipity macht es möglich, diesen neuen Look zu bauen.
Ist es ein integraler Bestandteil des Forschungsprozesses?
Entdeckung kann niemals aus der einfachen Anwendung einer Methode entstehen. Es handelt sich um einen Untersuchungsprozess, dessen Verlauf selbst nicht vorbestimmt ist. Neue Wege können nur mit Kreativität und Zufall beschritten werden. Aktuelle Suchmanagementverfahren bevorzugen jedoch eine kurzfristige programmierte Suche, die der Freiheit und dem Zufall abträglich ist.
*Sylvie Catelyn, Zufall. Von der Geschichte zum Konzept, Schwelle, 2014
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