In den Augen der Welt wird Messenger-RNA (mRNA) immer noch eng mit Covid-19 in Verbindung gebracht. Und das aus gutem Grund: Bei ihrem ersten klinischen Einsatz hat diese Technologie das Impfstoffrennen mit Bravour gewonnen und Millionen von Menschenleben gerettet. Dieser erste Sieg kann andere ankündigen. So sehr, dass viele bereits eine medizinische Revolution verkünden. Ugur Sahin, Präsident des deutschen Unternehmens BioNTech, das den von Pfizer vermarkteten Impfstoff entwickelt hat, beschreibt die möglichen Unterschiede darin. Auf der Liste: Infektionskrankheiten, Krebs, chronische Krankheiten und regenerative Medizin.
Mit dem Impfstoff gegen Covid-19 ist die Messenger-RNA-Technologie in die Öffentlichkeit gerückt. Andere Krankheiten werden jetzt von Labors wachsam beobachtet. Jeder?
Wir arbeiten an Impfstoffen gegen viele Infektionskrankheiten mit hohem medizinischem Bedarf wie AIDS durch HIV, Tuberkulose und Malaria. Die ersten beiden werden von der Bill and Melinda Gates Foundation unterstützt. Alle diese Projekte befinden sich derzeit in der präklinischen Phase. Gemeinsam mit unserem Partner Pfizer verfolgen wir zudem ein Influenza-Impfstoffprogramm, das sich derzeit in der klinischen Entwicklung befindet. Unser Ziel ist es, Ende 2022 mit klinischen Studien gegen Malaria und Tuberkulose zu beginnen. Schließlich befinden sich derzeit zehn weitere Krankheiten in der präklinischen Erprobung.
Nehmen wir zwei wichtige Themen der öffentlichen Gesundheit, Influenza und HIV. Impfstoffe gegen das erste sind relativ schlecht, und es gibt keine Impfstoffe gegen das zweite. Wie bietet Messenger-RNA bestimmte Vorteile?
Messenger-RNA kann bahnbrechend sein, da sie das perfekte Werkzeug zur Stimulierung von Immunreaktionen ist. Bei Influenza glauben wir, dass es zur Entwicklung der zellulären Immunität beiträgt, dieser zweiten Verteidigungslinie gegen Virusinfektionen, die den ersten Antikörpern hinzugefügt wird. Derzeitige saisonale Impfstoffe produzieren Antikörper, aber weniger CD4-Zellen und weniger CD8-Killer-T-Zellen. Studien haben jedoch gezeigt, dass CD8-Zellen eine wesentliche Rolle bei der Vorbeugung schwerer Formen der Influenza spielen. Aus wissenschaftlicher Sicht interessiert mich vor allem die T-Zell-Antwort.
Darüber hinaus ist die mRNA-Produktion kürzer und ermöglicht es uns, einen Impfstoff gegen einen gezielteren Stamm zu entwickeln. Angesichts der Geschwindigkeit der Entwicklung dieses Virus ist dies notwendig. Die üblichen Impfstoffe werden auf Basis ausgewählter Stämme sechs Monate vor Ausbruch der Influenza entwickelt. Mit Messenger-RNA können wir diese Zeit auf drei Monate verkürzen und so eine Entscheidung auf Basis der aktuellsten und damit relevantesten Daten treffen. All dies muss noch in der Phase-3-Studie validiert werden, was auch eine Anpassung des Stammauswahlverfahrens durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfordert, um mit diesem neuen Rhythmus Schritt zu halten.
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