In der heutigen Makro-Chartmania-Kolumne konzentrieren wir uns auf die deutsche Wirtschaft, die ein Drittel der Wirtschaft der Eurozone ausmacht. Die Schwierigkeiten häufen sich sprunghaft, denn der Geschäftsklimaindex (IFO) schrumpfte im Juli stark und fiel nach einem sehr guten Jahresauftakt wieder auf 88,6. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex (PMI), der letzte Woche veröffentlicht wurde, fiel zum ersten Mal seit letztem Dezember wieder unter 50 (was auf einen Rückgang der Geschäftstätigkeit hinweist). Das deutsche BIP wird im zweiten Quartal sehr wahrscheinlich schrumpfen (die erste Schätzung wird nächsten Freitag veröffentlicht). Bleibt die Konjunktur bis zum Ende des Sommers schleppend, droht der deutschen Wirtschaft bis Ende des Jahres eine technische Rezession.
Die Spielermoral in der deutschen Wirtschaft ist im Juli eingebrochen. Zu Beginn des Jahres waren die Aussichten für die deutsche Wirtschaft eher ermutigend (ifo-Index, der die Temperatur des Geschäftsklimas misst, stand im Februar vor Beginn des Krieges in der Ukraine bei 98,8). Die Haushalte waren wenig verschuldet und die Unternehmen mit der wirtschaftlichen Lage und den Aussichten zufrieden. Dies ist nicht mehr der Fall. Die makroökonomischen Aussichten haben sich in wenigen Monaten dramatisch verändert.
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Die Unternehmen rechnen nun mit einer anhaltenden Wirtschafts- und Energiekrise. Die Verschlechterung des Geschäftsklimas setzte sich im Juli fort, der Ifo-Index fiel auf 88,6, nachdem er den Juni bei 92,2 beendet hatte. Die Verschlechterung des Geschäftsklimas wird auf die Abwärtsrevision der Erwartungen für die nächsten sechs Monate zurückgeführt: von 85,4 im Juni auf 80,2 im Juli. Dies ist der größte Rückgang seit März und der drittgrößte Rückgang seit Beginn der Pandemie.
Mehrere neuere Studien haben bestätigt, dass das Risiko einer Wachstumsverlangsamung jetzt höher ist, wie beispielsweise der Flash-PMI vom Juli nahelegt, der letzte Woche wieder in den Kontraktionsbereich gerutscht ist. Dies verheißt Gutes für einen sehr trostlosen Sommer und möglicherweise einen schwierigeren Winter, wenn sich die Energiekrise verschärft.
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Die Prognose und aktuelle Einschätzung der Konjunktur haben wir in Punkten dargestellt (siehe Grafik unten). Dies gibt uns generell Aufschluss über die zukünftige Entwicklung der IFO-Konjunkturumfrage. Es kann als Frühindikator des Frühindikators betrachtet werden. Das aktuelle Signal ist sehr frustrierend. Er liegt bei -14,4, dem niedrigsten Stand seiner Geschichte. Die vorherigen Tiefststände lagen bei -7,2 (globale Finanzkrise 2008), -4,9 (Staatsschuldenkrise der Eurozone) und -11,7 (Covid-Pandemie). Dies wird sich in den kommenden Monaten in einem Rückgang der Investitionen und einem Rückgang der Beschäftigung niederschlagen.
Folgen der Verlangsamung für strategische Sektoren: Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich und fiel von 93,5 im Juni auf 90,2 im Juli. In diesem Bereich nimmt das aktuelle Vertrauensniveau und die zukunftsgerichtete Komponente ab. Die Branche ist immer noch anfällig für Lieferengpässe und Störungen im internationalen Transport (die Situation hat sich kaum verbessert). Hinzu kommt die allgemeine Inflation, die die Margen stark schmälert.
Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima stark und fiel von 12,8 im Juni auf 1,4 im Juli. Unterdessen fielen die Erwartungen mit -24,1 auf den niedrigsten Stand seit dem Ende der Covid-Pandemie. Man könnte meinen, die Reisebranche sei in besserer Verfassung (nach zwei Saisons mit Einschränkungen wollen die Deutschen reisen). Das ist nicht der Fall. Das Geschäftsklima beginnt sich langsam zu verschlechtern. Der Index pendelte sich im Juni bei 23,3 ein, nachdem er im Mai mit 24,5 seinen höchsten Stand seit dem Ende der Pandemie erreicht hatte (Daten für Juli noch nicht verfügbar). Auch der Ausblick ist besorgniserregend (32,7 im Juni gegenüber 50,6 im Mai).
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Deutschland am Rande einer technischen Rezession: Ifo-Umfrage für Juni bestätigt bisherige Rezessionsanzeichen. Deutschland steht vor einer explosiven Mischung (Unterbrechung der Lieferketten, allgemeine Inflation, die den Verbrauch beeinflusst, Energiekrise, Schrumpfung der globalen Nachfrage usw.). Die erste Schätzung des BIP-Wachstums für das zweite Quartal wird am kommenden Freitag veröffentlicht. Es ist davon auszugehen, dass die vorläufigen Zahlen auf einen Rückgang des deutschen BIP hindeuten werden. Bleibt die Konjunktur im Sommer schwach und verschärft sich die Energiekrise, wird die deutsche Wirtschaft 2022 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine technische Rezession geraten.
Wir glauben, dass die Energiekrise für Deutschland ein viel größeres Problem als die Inflation ist. Die Wiedereröffnung der Gaspipeline NordStream1 in der vergangenen Woche ermöglichte es dem Land, seine Gasreserven teilweise wieder aufzufüllen. Sie stehen jetzt bei 66 %. Aber sie werden wahrscheinlich nicht vor dem Winter die erforderlichen 90 % erreichen. Deutsche Politiker versuchen, energiepolitische Fehlentscheidungen (wie die Abschaltung von Kernkraftwerken) rückgängig zu machen. Doch bis sich dies positiv auf die Energieerzeugung auswirkt, wird noch einige Zeit vergehen. Wir machen uns zunehmend Sorgen, dass die Bundesregierung im nächsten Winter zur Stromrationierung greifen wird. Dies würde zum Zusammenbruch der Industrieproduktion und damit zu einer Rezession führen.
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