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StartEconomyWahlen in Deutschland: In Berlin profitiert die SPD vom Schulz-Effekt

Wahlen in Deutschland: In Berlin profitiert die SPD vom Schulz-Effekt

Gepostet am 25.09.2021 08:30

In Berlin schießen Wahlkampfplakate wie Pilze aus dem Boden, denen schwindelig werden kann. Aus gutem Grund: Rund 4 Millionen Wähler in Berlin werden an diesem Sonntag gleich dreimal wählen. Neben ihren Abgeordneten im Bundestag müssen sie ihr Landtag erneuern. Schließlich wird ihnen durch ein Referendum ein drittes heikles Thema in der Hauptstadt vorgelegt, nämlich die Einleitung eines Prozesses zur Beschlagnahme großer Immobilienunternehmen, denen vorgeworfen wird, die Mieten in der Hauptstadt erhöht zu haben.

Seale in den Umfragen Der Aufstieg der SPD in den Umfragen und ihres Kanzlerkandidaten Olaf Schulz beeindruckt nicht. Der Politikwissenschaftler Tilman Meyer stellt fest: „Es gibt ein Kommunikationssystem zwischen der Leistung der Sozialdemokraten auf Bundesebene und auf Landesebene in Berlin.“ Lag sie im Juni noch hinter den Grünen und der CDU, liegen die Berliner Sozialdemokraten um Franziska Giffi nun bei der Landtagswahl am Sonntag vor den Umweltschützern.

Franziska Jaffee für Olaf Scholz in Berlin

Der Skandal um gestohlene Passagen der Doktorarbeit des SPD-Kandidaten, der im Juni die Freie Universität in Berlin zum Entzug der Promotion veranlasste, hätte den Grünen zugute kommen können. Es hat nicht. Der ehemalige Bürgermeister des Arbeiterbezirks Berlin Neukölln hat im Mai die Initiative ergriffen, indem er als Bundesfamilienminister zurückgetreten und seinen Titel vorzeitig aufgegeben hat.

Auch Francesca Jaffee steht auf der gleichen gemäßigten Linie wie die Bundesfinanzministerin. Wie er ist der 40-Jährige in Berlin sehr beliebt. Mit ihrer kleinen Stimme voller Sympathie und ihrem immerwährenden Lächeln würde sie bei einer Direktwahl 25 % der Stimmen gewinnen. Ohne Regierungserfahrung würde die Grünen-Kandidatin Bettina Garach nur 11,4 % der Stimmen erhalten, hinter der CDU, Kay Wagner und 13 %.

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Auf dem Weg zur Neuausrichtung Berlins?

Ein Sieg von Franziska Jaffe würde Berlin wieder ins Zentrum des politischen Spektrums rücken. Die Stadt wird heute von den Sozialdemokraten mit der Linken (die Linke) und den Grünen in der Nähe des radikalen Flügels der „Fundis“ regiert. Im Gegensatz zu diesen beiden Parteien hat sich Franziska Jaffe gegen die von der Deutsche Wohnen & Co. enteignen geforderte Enteignung von Immobilien ausgesprochen. Letzterer plädiert dafür, diese Unternehmen weg von den aktuellen Immobilienmarktpreisen zu entschädigen, um 240.000 Wohnungen in der Hauptstadt zu restaurieren.

Dieser Vorschlag gilt als revolutionär in einem Land, in dem eine soziale Marktwirtschaft als Grundprinzip für seinen wirtschaftlichen Erfolg etabliert wurde. Auch der sozialdemokratische Kandidat verspricht, wie Olaf Schultz, eher den Wohnungsbau zu begünstigen und den Mieterschutz zu stärken als die Enteignung von Immobilienunternehmen.

Aber in einer Stadt mit mehr als 80 % Mietern, deren Einwohnerzahl jedes Jahr zunimmt und in der sich die Mietpreise in zehn Jahren mehr als verdoppelt haben, ist das Thema äußerst sensibel. Die im April letzten Jahres vom Karlsruher Gericht beschlossene Aufhebung des Mietendeckels hat die Verbitterung der Anwohner noch verstärkt.

Laut einer Infratest Dimap-Umfrage würden 47 % der befragten Berlinerinnen und Berliner solche Enteignungsmaßnahmen unterstützen. Angesichts der Fragmentierung der politischen Landschaft und der Vielzahl möglicher Allianzen wird der Ausgang dieses Referendums die Richtung der neuen Regierung in Berlin bestimmen.

Es könnte auch anderen deutschen Metropolen mit steigenden Mieten Flügel verleihen, von Hamburg über Frankfurt und Stuttgart nach München. „Wohnen ist das größte gesellschaftliche Thema bei Wahlen“, warnt der Politologe Andrea Romelli.

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